Ab 1943 bis heute / Unabhängigkeit, 2. Weltkrieg, Bürgerkrieg - Seite 2

Ende 1990 bis heute

Nach dem Abkommen von Taif beruhigt sich die Lage im Land zunehmend und der wirtschaftliche Wiederaufbau des Landes beginnt. Dabei spielt die Firma Solidere des libanesisch-saudischen Milliardärs Rafik al-Hariri eine entscheidende Rolle. Der Sunnit Hariri wird bis zu seiner Ermordung im Februar 2005 mehrfach sunnitischer Ministerpräsident, gleichzeitig ein Symbol für die nun auch machtpolitisch nachvollzogene demographische Verschiebung zugunsten der Muslime im Libanon. Allerdings bleibt der Süden des Libanon weiterhin besetzt, und die dort operierende Hizbollah-Miliz, die auf syrischen Druck hin nicht entwaffnet wurde, kann auch durch zwei Militärinterventionen Israels nicht militärisch zerschlagen werden. Aufgrund des israelischen Vorgehens gegen die Zivilbevölkerung und die Zerstörung von Infrastruktur (z.B. Umspannwerken) bei der von Ministerpräsident Rabin angeordneten Intervention 1993 wird die Hizbollah auch in den christlichen Gebieten immer populärer.

1995 Frieden zwischen PLO und Israel. Die Hoffnung auf einen Frieden zwischen Libanon und Israel bleibt unerfüllt, da Israel in der Golanfrage nicht nachgibt.

1996 Beginn der zweiten Amtszeit von Ministerpräsident Hariri. Wachsende Spannungen mit Israel – ein Höhepunkt war die von Rabins Nachfolger Schimon Peres im April 1996 befohlene Operation Früchte des Zorns, insbesondere der Artillerie-Angriff auf das UN-FIJIBATT-Hauptquartier (UNIFIL) in Kana im Südlibanon mit 118 libanesischen zivilen Todesopfern.

In 1997 besucht Papst Johannes Paul II. den Libanon.

1998 finden die ersten Gemeinderatswahlen seit 1963 statt; erstmals nach dem Bürgerkrieg nehmen Christen an Wahlen teil. Ende 1998 wählt das Parlament den maronitischen General Emile Lahoud zum neuen Präsidenten. Die drusischen Abgeordneten bleiben der Abstimmung fern.

Im Mai 2000 ziehen sich die SLA und Israel aus der Sicherheitszone im Süd-Libanon zurück.

August - Oktober 2000 Parlamentswahlen finden statt. Staatspräsident wird Emile Lahoud (Maronit), Ministerpräsident Rafik Hariri (Sunnit) und Parlamentspräsident Nahib Berri (Schiit).

Beirut Memorial für Rafik HaririRafik Hariri fällt am 14. Februar 2005 einem verheerenden Autobombenanschlag in Beirut zum Opfer, insgesamt sterben 23 Menschen. An der Place des Martyrs, direkt neben der großen Moschee, wird er bestattet. Der Druck auf Syrien wächst (unter anderem von den USA und der libanesischen Opposition indirekt und mittlerweile auch direkt für das Attentat verantwortlich gemacht), durch den Abzug der im Land verbliebenen syrischen Truppen dem Staat Libanon die volle Souveränität zurückzugeben und die syrische Anwesenheit im Libanon zu beenden. Obwohl die Drahtzieher des Attentats bis heute nicht bekannt sind, tritt die prosyrische Regierung in der Folge der Zedernrevolution (siehe Beitrag unter „Politik“) zurück. Syrien zieht bis Ende April 2005 seine Truppen vollständig ab. Kurz darauf finden die Parlamentswahlen im Libanon statt, und es entstand die libanesische Regierung vom Juli 2005, eine sehr heterogene Koalition verschiedenster Parteien. Die Hisbollah ist dort ebenso vertreten wie die Parteien der Zukunftsbewegung Saad al-Hariris, dem Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten.

Nach der Entführung zweier israelischer Soldaten am 12. Juli 2006 durch Einheiten der Hisbollah begann der 34 Tage dauernde Zweite Libanonkrieg (siehe Beitrag unter „Politik“). Nach der Verabschiedung der Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrates trat am 14. August 2006 ein Waffenstillstand in Kraft. Das Mandat von UNIFIL wurde ausgeweitet und die Kontingente aufgestockt. Gleichzeitig rückten libanesische Truppen erstmals seit dem Beginn des Libanesischen Bürgerkrieges 1975 in den südlichen Libanon vor.

Nach dem Sieg der Hisbollah forderte die islamische Organisation eine stärkere Vertretung der Schiiten in der libanesischen Regierung. Nach dem Rücktritt von sechs Ministern stellt die von ihr geführte Opposition die Legitimität der derzeitigen libanesischen Regierung in Frage. Die Koalition des 14. März wirft allerdings Hisbollah und ihren Verbündeten vor, diese Kampagne auf Weisung Syriens zu betreiben, um die Konstituierung eines internationalen Tribunals zur Aufklärung des Attentates auf Rafiq al-Hariri und der Verurteilung der Hintermänner zu verhindern. Am 1. März 2009 wird das Sondertribunal für den Libanon gegründet.