Nationalmuseum Beirut - Seite 2

Das Erdgeschoss des Museums ist den Mosaiken und den steinernen Gegenständen vorbehalten, von denen einige monumentale Ausmaße aufweisen.

Mosaik im Nationalmuseum Beirut

Im zentralen Bereich und in den Sektionen rechter Hand der Haupthalle befinden sich Objekte der römischen und der byzantinischen Periode (64 - 636 n. Chr.) mit dem berühmten Mosaik der Sieben Weisen, das sich im Museumseingangsbereich befindet. Das gut erhaltene Mosaik schmückte den Speiseraum einer römischen Villa in Baalbek und stellt Kalliope, Tochter des Zeus, die Muse des heroischen Epos und der Elegie, dar, umgeben von Sokrates und den sieben weisen Männern. Unweit des Mosaiks stehen Statuen aus der gleichen Zeit, darunter eine in Tyros gefundene „kopflose“ Statue des Kaisers Hadrian. Vier mit Reliefs geschmückte römische Sarkophage des 2. Jh., je zwei auf beiden Seiten der zentralen Halle, dürften zu den spektakulärsten Objekten im Museum zählen. Einer ist mit einem köstlichen Relief verziert, das trunkene Cupidos, römische Liebesgötter, zeigt ein zweiter Sarkophag bietet griechische Kampfszenen. Die Reliefs der zwei anderen Sarkophage erzählen die Achilles-Legende.

Sarkophag im Nationalmuseum Beirut

Der erste Generaldirektor der Libanesischen Antikenverwaltung, Emir Maurice Schehab (1942-1982) fand die Sarkophage mit Dutzenden antiken Gräbern in der Nekropole von Tyros.

In der Haupthalle sind auch steinerne Architekturmodelle ausgestellt wie die des noch nicht ausgegrabenen römischen Theaters von Baalbek, des römischen Tempels von Niha in der Bekaa sowie eine Rekonstruktion eines von Löwen flankierten steinernen Altars in Niha.

Der verbleibende Raum des Erdgeschosses ist dem zweiten und ersten Jahrtausend v. Chr. gewidmet. Auf der rechten Seite der großen Halle finden sich Objekte im Zusammenhang mit dem Kult des Eshmoun, des phönizischen Heilgottes, dessen noch erhaltener Tempel bei Saida besichtigt werden kann.

Steinfigur aus Eshmoun im Nationalmuseum BeirutEshmoun wurde vor allem als Heilgott der Kinder verehrt, und die gefundenen Statuetten von Babys, gewöhnlich sind Jungen dargestellt, wurden ihm als Votivgaben dargebracht. Beachtenswert ist die gewaltige Tribüne aus dem Eshmoun-Tempel (4.-3. Jh. v. Chr.), bei der ein Rang mit Göttern und Göttinnen, der andere mit tanzenden Gestalten verziert ist.

Auf der linken Seite der Halle steht ein Eshmoun-Thron und sechs, aus verschiedenen Teilen des Libanon stammende Miniaturthrone der Astarte, von der persischen bis zur römischen Periode.

Der imposante Kalksteinkoloss in ägyptischem Stil, ganz links im Hintergrund, stammt aus Byblos. Die Datierung ist unsicher, jedoch ist sehr wahrscheinlich, dass sie den starken ägyptischen Einfluss des 3. und 2. Jahrtausends v. Chr. widerspiegelt. Brandflecken im unteren Teil der Statue bezeugen, dass sie durch Feuer beschädigt wurde. Im gleichen Raum ist ein in Byblos gefundener Marmorsarkophag zu sehen, dessen phönizische Inschrift ihn ins 4. Jh. v. Chr. datiert.

Wandrelief und Löwen Nationalmuseum Beirut

Aber der bedeutendste archäologische Schatz des Museums ist unzweifelhaft der Sarkophag des Königs Ahiram von Byblos (2. Jh. v. Chr.), der die älteste erhaltene Inschrift des phönizischen Alphabets aufweist, der Prototyp des modernen westlichen Alphabets. Im Unterschied zu den reich verzierten römisch-byzantinischen Sarkophagen verrät dieser Kalksteinsarkophag eine Mischung von ägyptischem und syrisch-hethitischem Einfluss. Der Sarkophag ruht auf vier geduckten Löwen. Auf der einen Seite ist König Ahiram auf seinem Thron, umgeben von geflügelten Sphinxen zu sehen, während auf der anderen Seite eine Opfergabenprozession dargestellt ist.

Doch es gibt noch etliche weitere, wunderschön verzierte Sarkophage zu bestaunen, von denen neunzehn im Jahr 1901 in der Nähe von Saida gefunden wurden. Die Sarkophage datieren ins 6. bis 4. Jh. v. Chr. Ein weiterer, bedeutender Sarkophag aus Sidon vom Ende des 1. Jh. zeigt ein phönizisches Schiff mit vollem Segel.

Ein Objekt aus Holz findet sich unter all diesen Steinen links vom Eingang im Museum: ein kurzes, massives Stück Zedernholz, das auf 41 v. Chr. datiert wird. Wegen ihrer verschiedenen, hervorragenden Eigenschaften spielte die Zeder des Libanon eine wichtige Rolle im frühen Handel von Tyrus, Sidon und Byblos.

Phönizische Inschrift an einem Sarkophag Nationalmuseum Beirut