Nationalmuseum Beirut - Seite 3

Im 1. Stock

Figur im Nationalmuseum BeirutDie verzierten und mit Inschriften versehenen Steine im Erdgeschoss sind architektonisch und monumental, dagegen sind die Objekte im 1. Stock von feinerer künstlerischer Qualität. Hier scheint die Geschichte ihren Schritt verlangsamt zu haben – die Traditionen der Keramik, des Schmucks und der Glaskunst enthüllen die Zeitlosigkeit menschlichen Bemühens.

Die chronologisch geordneten Ausstellungsstücke beginnen mit der Vorgeschichte und der Bronzezeit (3200-1200 v. Chr.) und reichen bis zur Arabischen Eroberung und der Osmanischen Periode (635-1516).

Ein gut sichtbarer Wandplan bietet eine klare Übersicht über die Fundorte im Libanon.

Die Keramik, eine der frühesten menschlichen Ausdrucksformen und die Lingua Franca der Archäologie, ist gut vertreten und beginnt mit der Kupfersteinzeit (4. Jt. v. Chr.). Die Sammlungen umfassen Krüge der späten Bronzezeit aus Kamid el Loz in der Bekaa, Begräbniskeramik der Eisenzeit aus Khaldeh, südlich von Beirut, römische Gefäße und bemerkenswerte islamische Keramik.

Statuetten, die oft als Votivgaben in Tempeln oder bei Begräbnissen verwandt wurden, gehören zu den beliebtesten Schätzen des Museums. Liebenswerte kleine Tierplastiken aus Stein sowie die große Sammlung von Elfenbeingegenständen aus Kamid el Loz datieren in die Bronzezeit.

Vom Obeliskentempel in Byblos stammen die berühmten Statuetten mit der hohen Kopfbedeckung im phönizischen Stil, welche – stets eng beieinander stehend – zum populären Symbol der langen Geschichte des Libanon geworden sind. Beachtenswert sind auch die Terrakotta-Figürchen aus der Hellenistischen Periode (333 v. Chr. bis 64 n. Chr.).

Schmuck im Nationalmuseum BeirutDer Schmuck, von Karneol-Halsketten aus der mittleren Bronzezeit bis zum Begräbnisschmuck aus dem Sidon des 5. Jh. v. Chr., ließe sich auch heute sehr wohl tragen. Von besonderem Interesse ist der Byzantinische Goldschatz, der in einem Lehmkrug im alten Beirut gefunden wurde. Die Ringe, Armreifen mit geschnitzten Tierköpfen, eine Reihe von Gehängen mit Fassungen aus Halbedelsteinen sowie Ohrringgehänge sind von erlesener Qualität. Der Krug wurde 1977 von der Libanesischen Antikenverwaltung und dem Französischen Institut für Archäologie bei gemeinsamen archäologischen Sondierungen ausgegraben. Weiterer attraktiver Goldschmuck kommt aus der Mamelukkenzeit (1289-1516).

Das antike Byblos ist die Quelle so vieler Schätze des Nationalmuseums. Als eine der bedeutendsten phönizischen Städte erfreute es sich vom 3. Jahrtausend v. Chr. an besonders enger Beziehungen mit Ägypten. In Königsgräbern fanden sich Golddiademe und Ikonen, goldene und mit Edelsteinen besetzte Brustplatten, Zepter und ein goldener Dolch. Die Obsidianvase (vulkan. Glas) und ein mit Gold verzierter Schatzkasten waren Geschenke der Pharaonen Amenemhet II. und Amenemhet IV.

Objekte vom Obeliskentempel in Byblos schließen durchbrochene Gold und Bronzeäxte mit ein, ebenso einen Gold-, Silber- und Elfenbeindolch sowie eine goldene Vase. Das mundgeblasene, irisierende Glas, typisch für das hohe Können dieses Handwerks, kommt meistens aus römischen, byzantinischen und islamischen Werkstätten, doch dürfte die Kunst im 1. Jh. in Tyros entstanden sein. Mit ihren eleganten Formen und exotischen Farben gehören diese Glasflaschen, Flakons und Krüge zu denjenigen Gegenständen, welche die meiste Aufmerksamkeit erregen.

Purpurschnecken im Nationalmuseum Beirut

Zusätzlich zu den spektakulären Schaukästen verdienen zwei kleine Ausstellungsgegenstände besondere Aufmerksamkeit. Leicht zu übersehen ist das mittels der Murexschnecke, einer Seeschnecke, purpurgefärbte Stück Stoff. Die Purpurfärberei war in Tyrus und Sidon (Saida) eine blühende Industrie. Die Purpurschnecke (Murex) kann auch heute noch in den Küstengewässern gefunden werden, aber ein kommerzielles Färben wie im Altertum ist nicht mehr möglich.

Am Ende der Ausstellung zeigt ein Schaukasten Museumsstücke, die im Krieg beschädigt wurden: unförmige Klumpen aus geschmolzenem Glas, geschwärzte Steine und verformte Metallstücke vermitteln einen Eindruck von der verheerenden Wirkung des Krieges auf Libanons Erbe und der ungeheuren Aufgabe der Rehabilitierung des Museums.

Figur im Nationalmuseum BeirutNützliche Hinweise

Der Eintrittskartenschalter und der gut bestückte Museumsverkaufsstand sind links vom Eingang, während rechts sich der Audiovisuelle Raum befindet.

Toiletten sind in einem gesonderten Gebäude auf dem Museumsgelände.

Öffnungszeiten des Museums: Dienstag bis Sonntag von 09-17.00 Uhr, montags geschlossen.

Eintritt: 5,000 LL, Studenten 1,000 L

Auf der anderen Straßenseite sieht man dem Museum gegenüber einen kleinen Garten, in dem fünf Säulen stehen – Reste einer römischen Kolonnade, die 1940 an anderer Stelle in Beirut entdeckt und hierher gebracht wurde und zu einer Basilika gehört haben dürfte.

 

Römische Säulen vor dem Nationalmuseum Beirut