Eshmoun - Seite 2

Während der persischen Ära, 6. bis 4. Jh. v. Chr., war Sidon bekannt für den üppigen Reichtum seiner Könige, der hohen Kultur seiner Gebildeten und dem hervorragenden Ansehen seiner Industrie. Die persischen Könige gewährten den Sidoniern viele Gunstbeweise, so z.B. wegen ihrer aktiven Beteiligung im Kampf gegen Ägypten und Griechenland.

Eshmoun Tempelanlage Mosaik

Es war zu der Zeit, dass Eshmunazar II. den Thron bestieg. Auf seinem 1858 entdeckten Sarkophag (heute im Louvre) berichten Inschriften, dass er und seine Mutter Ashmararte, eine Priesterin der Göttin Astarte, den Göttern von Sidon Tempel gebaut haben, von denen einer dem Gott „Eshmoun bei der Quelle Yidlar nahe der Zisterne" bestimmt war. Dieser in unserem Jahrhundert bei den Ausgrabungen im „Bustan el Scheich“ entdeckte Tempel war in der Mitte des 4. Jh. v. Chr. zerstört und nie wieder vollständig restauriert worden, ausgenommen einige kleinere Bauwerke, Kapellen und Becken für rituelle Waschungen, was in früheren Zeiten sowohl Heiden und Christen den Besuch des Heiligtums ermöglichte.

Diese Tempelstätte wurde bis Ende des 3. Jh. allgemein geschätzt, obgleich sie größtenteils nur noch Ruine war und Schutt und Trümmer das Gelände bedeckten. Jahrhunderte lang waren die Tempel als Steinbruch benutzt worden. Im 17. Jh. verwendete Emir Fachredddin die hier vorhandenen massiven Steinblöcke zum Bau seiner Brücke über den Fluss Awali, von der heute nur noch die Fundamente vorhanden sind. Im Jahre 1900 fand eine osmanische Expedition bei Ausgrabungen nahe bei dem damals noch unentdeckten Tempel phönizische Inschriften. In den zwanziger Jahren wurde der römische Mosaikboden und verschiedene Kinderstatuetten aus der hellenistischen Epoche (330-64 v. Chr.) gefunden. In der Nähe des Flusses wurde eine Inschrift in phönizischem Alphabet entdeckt.

Einige Kilometer entfernt von der Tempelanlage fanden sich Inschriften mit dem Namen Bodashtart, wahrscheinlich anlässlich der Einweihung eines bedeutenden Kanalsystems. Obwohl das Land in der Mitte der vierziger Jahre vom libanesischen Staat erworben worden war, begannen ernsthafte Ausgrabungen erst 1963.

Eshmoun Tempelanlae

Die eindruckvollste Ruine von Eshmoun ist der Tempelkomplex. Einen guten Überblick erhält man, wenn man den mit Mosaiken bedeckten Aufgang besteigt. Die von Kolonnaden begleitete Straße führt zum Tempelbezirk. Rechterhand beeindruckt ein massives Kapitell, das auf die persische Zeit zurückgeht, aber erst sehr viel später hierher gebracht wurde.

Der älteste Bereich ist eine pyramidenähnliche Konstruktion mit einem kurzen Treppenaufgang und einer Wand rechts davon, die aus dem 6. Jh. datiert, als die phönizischen Stadtstaaten unter dem politischen und kulturellen Einfluss von Babylon standen.

Das zweite und größte Podium wurde von König Eshmunazar von Sidon im 5. Jh. v. Chr. errichtet und wahrscheinlich später von König Bodashtart vergrößert, dessen Inschriften noch auf einer der Platten der Innenseite der massiven Stützmauern des Tempels zu sehen sind.

Die heilkräftigen Wasser wurden mittels eines Kanalsystems zu den heiligen Becken geleitet.