Phalange, Hisbollah und Amal

Phalange

Die Kata'ib (,Partei der libanesischen Brigaden‘), auch bezeichnet als Phalange (französisch Phalanges libanaises), ist eine christliche libanesische politische Partei, die ursprünglich aus der maronitischen nationalen Jugendbewegung hervorgegangen ist.

Die Partei wurde 1936 von Pierre Gemayel gegründet und war von der spanischen Falange inspiriert. Die ursprünglichen Uniformen beinhalteten die Braunhemden, oft benutzten Parteimitglieder zudem den faschistischen Gruß. Die Partei nahm im libanesischen Kampf um die Unabhängigkeit von Frankreich teil, welche 1943 erreicht wurde.

Am 13. April 1975 wurde im christlichen Viertel Ain El Remmaneh in West-Beirut das sogenannte Bus-Massaker an Mitgliedern der Phalange verübt. Dieses Verbrechen gilt als Auftakt des libanesischen Bürgerkriegs. Während des libanesischen Bürgerkriegs waren die Kata'ib eine wichtige politische und militärische Macht im Lande. Sie waren phasenweise mit Israel verbündet und kämpften unter anderem gegen die PLO und die Amal-Miliz.

1982, nach dem tödlichen Bombenanschlag an ihrem Führer und frisch gewählten Staatspräsidenten Bachir Gemayel noch vor seiner Amtseinführung verübten Mitglieder der Miliz als Racheakt ein Massaker in den Flüchtlingslagern Sabra und Schatila in Westbeirut. Dem Übergriff fielen nach unterschiedlichen Quellen zwischen 460 und 3.300 Menschen zum Opfer. Dieses Massaker wird in dem Film Waltz with Bashir thematisiert. Gemayels Bruder Amin war danach von 1982 bis 1988 Präsident des Libanon.

Die Miliz der Kata'ib umfasste zu Beginn der 80er Jahre fast 20.000 Mann und bildete den Hauptanteil der Forces Libanaises. 1988 verblieben noch 12.000 Mann unter dem Kommando von Samir Geagea, der 1985 Elie Hobeika verdrängt hatte. Zunächst verbündet mit der regulären Libanesischen Armee, trugen sie nach Michel Aouns Übernahme des Präsidentenamts und dessen Krieg gegen Syrien 1990 zu deren Vernichtung bei.

Seit der Auflösung der Milizen am Ende des Bürgerkriegs sind die Kata'ib eine eigenständige politische Partei, die bei den Parlamentswahlen von 2005 ebenso wie die Forces Libanaises Mitglied des siegreichen anti-syrischen Parteienbündnisses unter Saad Hariri war. Die Kata'ib erreichte dabei gemeinsam mit zwei verbündeten Parteien sechs Parlamentssitze, die Forces Libanaises fünf Sitze. Das Motto der Bewegung war "Gott, Nation und Familie".

Hisbollah

Die Hisbollah (,Partei Gottes‘, oft auch Hizbullah, Hizb-Allah oder Hezbollah geschrieben) ist eine dem Islamismus zugeordnete libanesische Organisation, deren Führer Hassan Nasrallah ist. Sie entstand als paramilitärische Organisation ab 1982 durch den Zusammenschluss verschiedener schiitischer Gruppen beim Widerstand gegen die damalige israelische Invasion. Erst 1985 fand die offizielle Gründung statt.

Einige Staaten, unter anderem die USA und Israel, betrachten die Hisbollah als Terrororganisation. Großbritannien und Australien bezeichnen lediglich die "Hezbollah external security Organisation" als solche. Der deutsche Verfassungsschutz beobachtet die Aktivitäten der Hisbollah in Deutschland. Der Rat der Europäischen Union führt die Hisbollah in seiner am 15. Juli 2008 veröffentlichten Liste von Terrororganisationen nicht auf, während das EU-Parlament in einem Beschluss vom März 2005 von „terroristischen Aktivitäten seitens der Hisbollah“ spricht.

Im Gegensatz zu ihrer Frühphase ist die Hisbollah heute ein Beispiel für die Privatisierung des Terrorismus. Dennoch erhält sie noch immer geschätzte 100 bis 200 Millionen US-Dollar aus dem Iran, und auch Syrien gehört zu den Geldgebern. Heute finanziert sich die Organisation auch durch kriminelle internationale Geschäfte. Die frühgewonnene Popularität der Hisbollah im armen Libanon soll auch auf den hohen Sold zurückzuführen sein, der nur durch die iranischen Zahlungen möglich wurde. Oberster geistlicher Mentor der Hisbollah war der einflussreiche libanesische Großayatollah Mohammed Hussein Fadlallah. Daneben gilt der Führer der Islamischen Republik Iran, Ayatollah Seyyed Ali Khamenei, vielfach als eigentlicher Kopf der Organisation.

Neben ihren terroristischen Netzwerken präsentiert sich die Hisbollah im Libanon auch als sehr gut organisierte Partei, die seit 1992 auch im libanesischen Parlament vertreten ist. Zurzeit stellt sie 14 von 128 Parlamentsabgeordneten und den Energieminister in der libanesischen Regierung. Dabei ist Hassan Nasrallah sowohl Generalsekretär der Partei als auch Oberbefehlshaber der außerhalb der libanesischen Rechtsstaatlichkeit agierenden Hisbollah-Milizionäre. Die instabilen Verhältnisse im Land kommen Terrororganisationen entgegen. Speziell im Süden haben sich daher von der Staatsmacht unkontrollierbare sogenannte „Sicherheitsquartiere“ etabliert, in denen die Hisbollah regiert.