1. Weltkrieg und Balfour-Deklaration

Die zionistische Bewegung brauchte die Unterstützung mindestens einer Großmacht. Zunächst setzte Herzl auf Wilhelm II und das Deutsche Reich, doch ohne Erfolg. Und der Sultan des Osmanischen Reiches – Palästina war ein Teil davon – dachte nicht daran, den Juden Land zu verkaufen. Allerdings endete sein Reich im Untergang, als er sich 1914 entschied, an der Seite Deutschlands in den ersten Weltkrieg einzutreten. Die Niederlage des Sultans führte zu einer völligen „Neuordnung“ des Nahen Osten, wo von nun an die Sieger, allen voran Großbritannien, das Sagen hatten.

Auf der Suche nach Verbündeten verteilten die Briten die potenzielle Beute gleich dreimal. Zunächst wurden die Araber bedient. Schriftlich wurde ihnen am 24. Oktober 1915 vom britischen Hochkommissar in Ägypten, Sir Henry McMahon, zugesichert, Großbritannien wäre „bereit, die Unabhängigkeit der Araber anzuerkennen und zu unterstützen innerhalb der Länder, die in den vom Scherif von Mekka vorgeschlagenen Grenzen“ liegen. Unmittelbar würde dies zur Befreiung vom türkischen Joch nach sich ziehen. Einiges war unklar formuliert, so auch die Zuordnung Palästinas. Knapp ein Jahr später zeigt sich, dass die Briten zu keinem Zeitpunkt bereit gewesen waren, ein Großarabisches Reich zu akzeptieren.

Dies wird deutlich am so genannten Sykes-Picot-Abkommen vom 16. Mai 1916. Hierin werden die Interessensphären Großbritanniens und Frankreichs abgegrenzt. Verwendet man die heutigen Namen, sah die Aufteilung der Länder folgendermaßen aus:

Syrien, Libanon und Nordgaliläa sollten an Frankreich gehen, an Großbritannien der mittlere und südliche Irak (dort und im Südwesten des heutigen Iran wurde seit 1907 Öl gefördert. Unter Churchill wurde die Marine 1912 von Kohle auf Öl umgestellt, daher wurde es für die britische Kriegsführung immer wichtiger). Der größte Teil Palästinas – bis dato zu Syrien gehörend – sollte einer internationalen Verwaltung unterstellt werden.

Der den Arabern von den Briten zugesagte Staat sollte in eine französische Einflusszone im Norden und eine britische im Süden aufgeteilt werden.

Durch die dritte und berühmteste Zusage wurden die Dinge noch komplizierter:

Es handelt sich um einen Brief des britischen Außenministers Balfour an Lord Lionel Walter Rothschild, den Präsidenten der Zionistischen Föderation in Großbritannien. Am 2. November 1917 sagte Balfour darin die Unterstützung der britischen Regierung für die Schaffung einer nationalen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk zu. Hier der genaue Wortlaut jenes als Balfour-Deklaration in die Geschichte eingegangenen Schreibens:

„Lieber Lord Rothschild, ich habe die große Freude, Ihnen im Namen der Regierung Seiner Majestät die folgende Sympathieerklärung für die jüdisch-zionistischen Bestrebungen zu übermitteln. Sie hat dem Kabinett vorgelegen und wurde von ihm gebilligt.

Die Regierung Seiner Majestät betrachtet die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina mit Wohlwollen und wird keine Mühe scheuen, um die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern, wobei allerdings von der Voraussetzung ausgegangen wird, dass dabei nichts geschieht, was die bürgerlichen und religiösen Rechte der in Palästina bestehenden nicht-jüdischen Gemeinden oder die Rechte und die politische Stellung der der Juden in irgendeinem anderen Lande beeinträchtigen könnte.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese Erklärung der Zionistischen Föderation zur Kenntnis bringen würden. Ihr ergebener Arthur James Balfour“

Für das Judentum stellte diese Erklärung einen ungeheuren diplomatischen Sieg dar, welche die Weltpolitik und insbesondere die Geschichte des Nahen Ostens seither bis heute maßgeblich beeinflusst hat.